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Themenwelt Diabetes Mellitus: Symptome, Formen und Diagnose im Überblick

Diabetes Mellitus, allgemein bekannt als Diabetes, ist eine chronische Stoffwechselerkrankung, die den Blutzuckerspiegel im Körper beeinflusst. Sie muss gut reguliert werden, um Gesundheitsprobleme zu vermeiden. Es gibt verschiedene Arten von Diabetes, von denen Typ 1 und Typ 2 am bekanntesten sind. Die Ursachen reichen von Autoimmunerkrankungen bis hin zu Lebensstilfaktoren. Interessanterweise sind bestimmte ethnische Gruppen besonders anfällig für diese Erkrankung.

Inhaltsverzeichnis

Definition Formen Ursachen und Risikofaktoren Risikofaktoren und Ursachen Spätkomplikationen Diabetisches Fusssyndrom Wie schnell erkennt man Diabetes? Diagnose Behandlung ohne Medikamente Behandlung mit Tabletten Behandlung mit Insulin Nebenwirkungen Die Entwicklung der DiabetesbehandlungLebenserwartung9 Fragen an die Expertin

In der Schweiz sind etwa 500 000 Menschen von Diabetes betroffen, darunter etwa 40 000 mit Typ-1-Diabetes. Die Diagnose ist oft schwierig, da sich die Symptome, insbesondere bei Typ-2-Diabetes, langsam entwickeln und häufig erst bei Routineuntersuchungen entdeckt werden. Ohne Behandlung kann Diabetes jedoch langfristig zu ernsthaften Gesundheitsproblemen führen.

Definition: Was ist Diabetes Mellitus?

Diabetes Mellitus, auch als Zuckerkrankheit bekannt, ist eine chronische Störung, bei der der Körper entweder nicht genug Insulin produziert oder nicht effektiv darauf reagiert, was zu einem erhöhten Blutzuckerspiegel führt.

Ein Arzt sticht in den Finger eines Patienten.
Für eine Blutzuckermessung sticht man in der Regel in den Finger und gibt das Blut auf einen Teststreifen. ©   CHAYAKORN MAMUANG /  iStock / Getty Images Plus

Formen Diabetes Mellitus: Typ 1 und Typ 2

Es gibt zwei Haupttypen von Diabetes: Typ 1 und Typ 2.

  • Bei Typ 1 produziert der Körper kein Insulin, was öfter schon in der Kindheit oder Jugend passieren kann.
  • Bei Typ 2, der häufiger ist und oft im Erwachsenenalter auftritt, produziert der Körper Insulin, kann das Hormon aber nicht richtig verwenden.

Es gibt weitere, aber weniger verbreitete Formen von Diabetes wie:

  • Schwangerschaftsdiabetes, der während der Schwangerschaft auftritt
  • MODY (Maturity Onset Diabetes of the Young), eine Form von Diabetes, die durch eine spezifische genetische Mutation verursacht wird
  • Pankreopriver Diabetes, auch als Typ-3c-Diabetes bekannt, tritt aufgrund von Schäden oder Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse auf, beispielsweise nach einer operativen Entfernung wegen Krebs
  • Medikamenteninduzierte Diabetes kann bei einer Behandlung mit Cortison entstehen.

Warum auch schlanke Menschen Diabetes Typ 2 bekommen

Ungefähr 20 Prozent der Menschen mit Normalgewicht haben einen ungesunden Stoffwechsel, was ihr Risiko für Typ-2-Diabetes erhöht, insbesondere wenn sie hauptsächlich am Bauch Fett speichern. 

Diabetes Mellitus: Was sind die Ursachen und Risikofaktoren?

Bei Typ-1-Diabetes greift das Immunsystem fälschlicherweise die insulinproduzierenden Zellen an, wobei Gene und Umwelt mitwirken können. Der häufigere Typ-2-Diabetes resultiert aus einer Kombination von Insulinmangel und -resistenz, wobei sowohl genetische Faktoren als auch der Lebensstil eine Rolle spielen.

Risikofaktoren für Typ-2-Diabetes sind:

  • Übergewicht
  • schlechte Ernährung
  • mangelnde körperliche Aktivität
  • genetische Veranlagung
  • ethnische Gruppen wie Menschen afrikanischer, indigener und asiatischer Abstammung.

Typ-2-Diabetes tritt häufig bei Erwachsenen auf, aber wegen steigendem Übergewicht und Inaktivität wird Diabetes zunehmend auch bei Kindern und Jugendlichen beobachtet.

Wieso sind Sarden und Skandinavier häufig betroffen?

Typ-1-Diabetes ist auf Sardinien und in Finnland besonders häufig. Forschende glauben, dass Umweltfaktoren wie Ernährung, Infektionen und Schwermetalle dazu beitragen könnten.

Diabetes Mellitus: Erkennen der Anzeichen und Spätkomplikationen

Diabetes Mellitus ist eine komplexe Erkrankung, die den Körper auf vielfältige Weise beeinflusst. «Ein konstant hoher Blutzuckerspiegel ist nicht nur ein Symptom, sondern auch ein Risikofaktor für ernsthafte Spätkomplikationen», sagt Daniela Küpfer, Diabetesfachberaterin an der Klinik Hirslanden. «Um die Krankheit richtig zu managen, ist es wichtig, sowohl die Frühzeichen als auch die möglichen langfristigen Auswirkungen zu kennen.»

Frühe Anzeichen von Diabetes:

  • Unstillbarer Durst: Ein klassisches Anfangssymptom ist ein übermässiges Durstgefühl
  • Polyurie: Dies bezeichnet das häufige Wasserlassen und ist ein direktes Ergebnis des erhöhten Durstes
  • Müdigkeit: Ein Gefühl der ständigen Erschöpfung kann darauf hindeuten, dass der Körper nicht effektiv Glukose verwertet.

Spezifisch für Typ-1-Diabetes:

  • Körpergeruch nach Azeton: Ein süsslicher Atem kann ein Zeichen von Ketose sein, einer Bedingung, die auftritt, wenn der Körper Fett statt Glukose für Energie verbrennt.
  • Veränderte Atmung: Eine tiefe, schnelle Atmung, bekannt als Kussmaul-Atmung, kann auf das Vorliegen einer diabetischen Ketoazidose hinweisen. Dabei beginnt der Körper aufgrund eines Insulinmangels, Fett anstatt Zucker zur Energiegewinnung zu verbrennen, was zu einem gefährlichen Anstieg von Ketokörpern im Blut führt. Diese Ketokörper können das Blut übersäuern (Azidose), was zu Symptomen wie starkem Durst, häufigem Wasserlassen, Übelkeit, Erbrechen, Atembeschwerden und in schweren Fällen zu Bewusstlosigkeit führen kann.

Spätkomplikationen von Diabetes:

  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Schäden an den Blutgefässen durch hohen Blutzucker können das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen, was sich in Symptomen wie Erschöpfung und Atemnot äussern kann.
  • Nierenschäden: Die Nieren leiden unter der Belastung, den überschüssigen Zucker zu filtern, was zu häufigem Wasserlassen und Schwellungen führen kann.
  • Augenprobleme: Diabetes kann die kleinen Blutgefässe im Auge schädigen, was zu verschwommenem Sehen und der Wahrnehmung dunkler Flecken führt.
  • Nervenschäden: Ein zu hoher Blutzuckerspiegel über längere Zeit kann Nervenschäden verursachen, die sich in Taubheit oder Schmerzen manifestieren, besonders in den Beinen und Füssen.

Diabetes Mellitus: Was ist das diabetische Fusssyndrom?

Das diabetische Fusssyndrom, verursacht durch einen hohen Blutzuckerspiegel, führt zu Fussproblemen wie Taubheit, Schmerzen und Infektionen, die unbehandelt zu Amputationen führen können, daher ist eine gute Fusspflege für Diabetikerinnen und Diabetiker unerlässlich.

Diabetes Mellitus: Wie schnell bemerkt man die Symptome?

Bei Typ-1-Diabetes können die Symptome abrupt und intensiv auftreten, oft in Wochen oder Tagen, einschliesslich Durst, häufigem Wasserlassen und Müdigkeit. Diese Anzeichen sind Reaktionen auf die rapide abnehmenden Insulinspiegel und den hohen Blutzuckerspiegel. Spezifisch für Typ-1-Diabetes und in gefährlichen Stadien der Krankheit kann es zusätzlich zu einem süsslichen Körpergeruch nach Azeton kommen – ein Hinweis auf die Bildung von Ketokörpern, da der Körper Fette statt Glukose verbrennt. Eine veränderte Atmung kann ebenfalls auftreten und ist ein Zeichen für eine schwere Ketoazidose.

Im Vergleich dazu entwickeln sich die Symptome bei Typ-2-Diabetes oft langsam über Jahre hinweg und sind anfangs mild. Viele Menschen bemerken die Symptome nicht oder sie werden nur zufällig bei Routineuntersuchungen entdeckt. Das bedeutet, dass die Krankheit oft lange Zeit unbemerkt bleiben kann, wodurch das Risiko für Langzeitschäden steigt, da der erhöhte Blutzucker stetig Gewebe und Organe schädigen kann.

Wie wird Diabetes Mellitus diagnostiziert? 

Diabetes Mellitus wird bei Erwachsenen und Kindern durch eine Reihe von Bluttests diagnostiziert. Diese Tests messen den Blutzuckerspiegel und können zeigen, ob er über einen längeren Zeitraum zu hoch war.

  1. Nüchtern-Blutzuckertest (Nüchtern-Glukose): Dieser Test misst den Blutzuckerspiegel nach einer Fastenperiode, typischerweise über Nacht. Ein Nüchtern-Blutzuckerspiegel von weniger als 5,7 mmol/l wird als normal angesehen, Werte zwischen 5,7 und 6,9 mmol/l deuten auf einen Prädiabetes hin, und ein Wert von 7,0 mmol/l oder höher kann auf Diabetes hinweisen.
  2. Zufalls-Blutzuckertest (Stochastische Glukosemessung): Bei diesem Test wird der Blutzucker zu einem beliebigen Zeitpunkt gemessen, ohne Rücksicht auf die letzte Mahlzeit. Ein Wert von 11,1 mmol/l oder höher kann auf Diabetes hinweisen.
  3. HbA1c-Test: Der HbA1c-Test zeigt den durchschnittlichen Blutzuckerspiegel über einen Zeitraum von etwa 2 bis 3 Monaten. Ein HbA1c-Wert von 48 mmol/mol (6,5 %) oder höher kann für die Diagnose von Diabetes verwendet werden. «Für eine Diagnosestellung ist in der Regel eine einzige Messung ausreichend», sagt Daniela Küpfer.

Diabetes Behandlung ohne Medikamente und ohne Insulin

Die Behandlung von Typ-2-Diabetes ohne Medikamente und Insulin beruht hauptsächlich auf Lebensstiländerungen:

  1. Ernährungsumstellung: Eine gesunde, ausgewogene Ernährung ist entscheidend. Sie sollte reich an Vollkornprodukten, Früchten, Gemüse, mageren Proteinen und gesunden Fetten sein, um den Blutzuckerspiegel zu regulieren.
  2. Viel Bewegung: Bewegung hilft dabei, den Blutzuckerspiegel zu senken, da die Muskeln während der Aktivität Glukose für Energie nutzen. Es wird empfohlen, mindestens 150 Minuten pro Woche moderat intensive Aktivität auszuführen.
  3. Gesundes Gewicht: Übergewicht oder Fettleibigkeit können die Insulinresistenz erhöhen. Daher kann der Verlust von überschüssigem Gewicht die Fähigkeit des Körpers verbessern, Insulin zu nutzen und den Blutzuckerspiegel zu kontrollieren.
  4. Regelmässige Kontrollen: Arztbesuche sind sinnvoll, um den Fortschritt zu überwachen und eventuell notwendige Anpassungen in der Behandlung vorzunehmen. «Zusätzlich ist es ratsam, eine Grundschulung durch eine Diabetesfachberatung oder Ernährungsberatung in Betracht zu ziehen», sagt Daniela Küpfer. Solch eine Schulung könne helfen, ein tieferes Verständnis der Erkrankung zu entwickeln und das tägliche Management zu verbessern.
  5. Wenig Stress und ausreichender Schlaf: Beides kann dazu beitragen, den Blutzuckerspiegel zu stabilisieren und das allgemeine Wohlbefinden zu fördern.
Ein Teller mit Früchten und Gemüse.
Eine Ernährungsumstellung ist gemeinsam mit Bewegung die Basis der Behandlung von Typ-2-​Diabetes. ©     Chinnapong /     iStock / Getty Images Plus

Was passiert, wenn man Diabetes ignoriert?

Wenn Diabetes nicht behandelt wird, kann er viele Gesundheitsprobleme verursachen, wie Herzkrankheiten, Schäden an Nerven und Nieren, Augenprobleme, Probleme mit den Füssen, Hautinfektionen und sogar Hörprobleme. Diese Probleme können zu Herzinfarkt, Schlaganfall, Nierenversagen, Erblindung und sogar zum Verlust von Körperteilen führen. 

Diabetes Mellitus Behandlung mit Tabletten 

Die Behandlung mit Tabletten wird ständig weiterentwickelt. Während Antidiabetika wie Metformin, die den Körper unterstützen, Insulin besser zu nutzen oder weniger Zucker aufzunehmen, immer noch verbreitet sind, kommen heutzutage auch neuere Medikamente zum Einsatz. Dazu gehören SGLT2-Inhibitoren, die die Nierenschwelle senken und somit eine frühere Ausscheidung von Zucker über die Nieren bewirken. GLP1-Agonisten, die das Sättigungsgefühl fördern und die Insulinausschüttung kohlenhydratabhängig anregen, tragen dazu bei, dass Patientinnen und Patienten weniger essen und dadurch potentiell Gewicht verlieren. Diese neueren Medikamente bieten zusätzliche Möglichkeiten, den Diabetes zu managen, besonders bei Typ-2-Diabetes. Bei Typ-1-Diabetes bleibt Insulin die Hauptbehandlung, da der Körper kein Insulin produziert.

Diabetes Mellitus Behandlung mit Insulin

Die Insulintherapie ist bei Typ-1-Diabetes wichtig und manchmal auch für Personen mit Typ-2. Es gibt verschiedene Insulinsorten, die unterschiedlich schnell und lange wirken. Man muss regelmässig den Blutzuckerspiegel messen, um die Insulindosis richtig anzupassen. Das Insulin wird mit einer Spritze, einem Pen oder einer Pumpe, unter die Haut gespritzt. 

Diabetes Behandlung: Nebenwirkungen 

Die Nebenwirkungen von Diabetesmedikamenten variieren je nach Wirkstoffklasse. Metformin kann beispielsweise Verdauungsprobleme wie Übelkeit, Durchfall und Bauchschmerzen verursachen. Sulfonylharnstoffe hingegen können das Risiko einer Gewichtszunahme und Hypoglykämie (Unterzuckerung) erhöhen. GLP1-Agonisten können ähnliche Verdauungsprobleme wie Metformin verursachen, allerdings ist bei ihnen ein Gewichtsverlust sowohl eine beabsichtigte Wirkung als auch eine mögliche Nebenwirkung, was sie zu einer bevorzugten Option für viele Betroffene macht.

«Thiazolidindione sind zwar noch auf dem Markt, sollten aber nicht mehr eingesetzt werden», sagt Daniela Küpfer. Sie können zu Gewichtszunahme und Schwellungen führen und das Risiko für Herzinsuffizienz erhöhen. DPP-4-Inhibitoren können in seltenen Fällen Gelenkschmerzen und Hautausschläge verursachen, während SGLT2-Inhibitoren vermehrten Harndrang, Harnwegs- und Pilzinfektionen auslösen können. Bei einer Insulintherapie sind Hypoglykämie, Gewichtszunahme und lokale Reaktionen an der Injektionsstelle möglich.

Diabetesbehandlung: Von Diät bis Technologie 

Die Behandlung von Diabetes hat im Laufe der Geschichte erhebliche Fortschritte gemacht. 

  • Diät und Bewegung: Diät und Bewegung sind zentrale Elemente zur Kontrolle des Blutzuckerspiegels, insbesondere bei Typ-2-Diabetes, der früher weniger häufig auftrat und oft unerkannt blieb. Bei Typ-1-Diabetes hingegen war die Prognose vor der Entdeckung des Insulins deutlich schlechter, da die Patientinnen und Patienten oft vor der Verfügbarkeit dieser lebensrettenden Behandlung verstarben.
  • Entdeckung von Insulin (1921): Frederick Banting und Charles Best extrahierten Insulin aus den Bauchspeicheldrüsen von Hunden und injizierten es Diabetikern.
  • Tierisches Insulin: Insulin wird aus den Bauchspeicheldrüsen von Rindern und Schweinen gewonnen.
  • Humaninsulin (1980er): Mit Gentechnik wird Humaninsulin entwickelt, das weniger Nebenwirkungen verursacht.
  • Blutzuckermessgeräte (1970er): Sie waren ein Meilenstein, da sie es Diabetikern erstmals ermöglichten, ihren Blutzuckerspiegel selbst zu Hause zu überwachen und ihre Insulindosis entsprechend anzupassen. «Frühere Methoden wie der Urinzuckertest und modernere Technologien wie Flash Glucose Monitoring (FGM) und Continuous Glucose Monitoring (CGM) haben das Spektrum an Überwachungsmöglichkeiten wesentlich erweitert und bieten Betroffenen zunehmend präzisere und benutzerfreundlichere Mittel zur Überwachung ihrer Glukosewerte», sagt Daniela Küpfer.
  • Moderne Behandlungsoptionen: Heute stehen Diabetikern vielfältige Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung, darunter verschiedene Arten von Insulin, oral einzunehmende Medikamente und Insulinpumpen, die eine konstante Insulinfreisetzung ermöglichen. «Die neueste Errungenschaft in diesem Bereich ist das Closed-Loop-System, eine Insulinpumpe mit künstlicher Intelligenz, das die Insulinfreisetzung automatisch an den aktuellen Blutzuckerspiegel des Benutzers anpasst und so ein hohes Mass an Blutzuckerkontrolle bietet», sagt Daniela Küpfer. 

Wie ist die Lebenserwartung mit Diabetes?

Diabetes kann die Lebenserwartung verringern, da es das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfälle und Nierenprobleme erhöht. Eine gute Blutzuckerkontrolle und ein gesunder Lebensstil können jedoch die Risiken minimieren. Typ-2-Diabetes kann durch Gewichtsverlust und gesunde Ernährung in Remission gebracht werden, während Typ-1-Diabetes lebenslange Insulinbehandlung erfordert.

Mann misst den Bauchumfang.
Menschen mit Übergewicht haben ein erhöhtes Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken. © FredFroese/  iStock / Getty Images Plus

Fragen an die Expertin: Was müssen Diabetes-Patienten wissen? 

Eine Diabetes-Diagnose stellt das tägliche Leben auf den Kopf. Die Behandlung und das Risiko von Komplikationen verlangen von den Betroffenen eine Veränderung ihres Lebensstils. Dazu gehören Ernährung, körperlicher Aktivität und Stressmanagement. In unserem Gespräch gibt Diabetesfachberaterin Daniela Küpfer von der Klinik Hirslanden in Zürich wertvolle Ratschläge zur Bewältigung der Herausforderungen bei Diabetes. Sie erfahren, wie Sie selbst die Behandlung unterstützen und Ihre Lebensqualität verbessern können.

Wie verläuft die Insulintherapie bei Diabetes?

Die Insulintherapie unterscheidet sich grundlegend zwischen Typ-1- und Typ-2-Diabetes. Bei Typ-1-Diabetes ist es notwendig, eine Kombination aus langwirkendem Basisinsulin und kurzwirkendem Bolusinsulin zu verwenden. Das Basisinsulin ist dafür zuständig, den kontinuierlichen Grundbedarf des Körpers zu decken, während das Bolusinsulin zu den Mahlzeiten und gegebenenfalls zu Snacks verabreicht wird, um den Blutzuckeranstieg durch die Nahrungsaufnahme auszugleichen.

Bei Typ-2-Diabetes hingegen kann die Insulintherapie variieren. Viele Patientinnen und Patienten beginnen mit einem Badtime-Insulin, das vor dem Schlafengehen injiziert wird, um mit einem niedrigeren Nüchternblutzuckerspiegel in den Tag zu starten und eine stabile Glukosekontrolle über Nacht zu gewährleisten. Diese Therapieform wird auch bei Schwangerschaftsdiabetes angewandt.

Welche Veränderungen im Lebensstil sind bei der Behandlung von Diabetes Typ 2 wichtig?

Bei der Behandlung von Typ-2-Diabetes sind individuell angepasste Lebensstilveränderungen entscheidend, die sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf den Blutzuckerspiegel (BZ) haben können:

  • Förderung von Aktivität: Regelmässige Bewegung, wie das Nutzen von Treppen anstelle von Aufzügen, kann den BZ senken und sollte in den Alltag integriert werden.
  • Ernährungsumstellung: Eine ausgewogene Ernährung ist essenziell, um den BZ stabil zu halten. Es geht nicht darum, bestimmte Nahrungsmittel auszuschliessen, sondern um eine ausgewogene Zusammensetzung der Mahlzeiten mit Gemüse, Eiweissen und Kohlenhydraten.
  • Stressmanagement: Da Stress den BZ erhöhen kann, hat die Reduktion von Stress einen günstigen Einfluss auf die Blutzuckerwerte.
  • Gewichtsmanagement: Da Übergewicht eine Hauptursache für Typ-2-Diabetes darstellt, ist ein langfristig orientierter Gewichtsverlust in den meisten Fällen vorteilhaft.

Was sind mögliche Lösungen, wenn Spritzen bei Diabetes Ängste auslösen?

Die anfänglichen Ängste lösen sich nach der ersten Injektion meist von selbst. Das heutige Material, ist einfach zu bedienen und die Nadeln so kurz und fein, dass der Stich kaum gespürt wird. Sollte jemand trotzdem noch Angst vor der Nadel haben, gibt es Nadeln mit Sichtschutz, damit diese nicht gesehen wird.

Welche oral einzunehmenden Medikamente kommen bei der Behandlung von Diabetes zum Einsatz?

Bei der oralen Diabetesbehandlung steht eine Vielfalt an Medikamenten zur Verfügung. Üblicherweise wird, sofern die Nierenfunktion es erlaubt, mit Metformin gestartet, um die Insulinresistenz zu senken. Anschliessend kann auf Medikamente zurückgegriffen werden, die entweder den Blutzucker über die Nieren ausscheiden lassen, die Insulinausschüttung fördern, Verdauungshormone nachahmen oder den Gewichtsverlust unterstützen. Die Auswahl des spezifischen Medikaments richtet sich nach einer Reihe von Faktoren, einschliesslich der individuellen Bedürfnisse und Gesundheitsprofile der Betroffenen.

Welche Sportarten eignen sich besonders gut für Menschen mit Diabetes?

Egal, was Hauptsache es macht Spass und die Sportart regelmässig ausgeübt.

Welche bewährten Strategien unterstützen dabei, die Motivation aufrechtzuerhalten und Diabetes erfolgreich zu managen?

Es gibt keine Einheitslösung, um Motivation aufrechtzuerhalten und Diabetes erfolgreich zu managen, da jeder Mensch durch unterschiedliche Faktoren motiviert wird. Deshalb ist es ratsam, dass Betroffene eine Diabetesfachberatung aufsuchen, wo sie Unterstützung erhalten, um massgeschneiderte Strategien zu entwickeln.

Welche Lebensmittel sollten Betroffene vermeiden? 

Es wird empfohlen, flüssigen Zucker wie Süssgetränke und Fruchtsäfte zu meiden, da sie schnell und ohne Verdauungsprozess in den Blutkreislauf gelangen. Ansonsten gibt es keine pauschal «bösen» Lebensmittel; vielmehr ist eine ausgewogene Ernährung, die auf eine gute Kombination der Nahrungsmittel und angemessene Portionen achtet, entscheidend.

Was passiert, wenn Betroffene zu viel Zucker zu sich nehmen?

Wenn Betroffene zu viel Zucker konsumieren, steigt ihr BZ. Abhängig von der individuellen Behandlung kann ein Spaziergang oder eine Anpassung der Insulindosis ausreichen, um den BZ wieder zu senken. Hohe BZ-Werte führen akut zu verstärktem Durst und häufigerem Wasserlassen und können unbehandelt zu einem erhöhten Risiko für spätere Gesundheitsprobleme führen.

Welche neuesten Fortschritte gibt es in der Behandlung von Diabetes?

  • Es gibt Tabletten, die nicht nur den Blutzuckerspiegel regulieren, sondern auch das Herz und die Nieren schützen, insbesondere aus der Wirkstoffklasse der SGLT2-Inhibitoren.
  • Es gibt Spritzen, die neben der Senkung des BZ auch beim Abnehmen helfen, wie die GLP1-Agonisten, die allerdings in den sozialen Medien fälschlicherweise als «Abnehmspritzen» beworben werden und deren Missbrauch durch Nichtdiabetiker ein Problem darstellt.
  • Es gibt Sensoren, welche den BZ kontinuierlich überwachen und von den Betroffenen selbstständig gelegt werden können. So muss man nicht immer in den Finger stechen.
  • Insulinpumpen mit künstlicher Intelligenz unterstützen Patientinnen und Patienten dabei, Entscheidungen über ihre Insulindosis zu treffen und erleichtern so das tägliche Management des Diabetes.
     
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Daniela Küpfer ist Diabetesfachberaterin an der Klinik Hirslanden in Zürich. 

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