Zusammenleben

Einsamkeit im Alter: Das können Angehörige tun

Ein Mensch, der sich einsam fühlt, hat ein geringes Selbstwertgefühl und zieht sich stärker zurück. Einsamkeit kann zu einer schweren körperlichen Erkrankung und sogar zum Tod führen. Einsam zu sein, ist nicht nur für die Einsamen unangenehm. Nahestehende Personen sind häufig ebenfalls mit den Betroffenen verbunden und leiden mit. Die folgenden Ratschläge können Ihnen helfen, Ihre Eltern von der Einsamkeit zu befreien. Viele Anlaufstellen bieten zudem Hilfsangebote an.

Einsamkeit kann auf Dauer Folgen für die Gesundheit haben.
Einsamkeit kann auf Dauer Folgen für die Gesundheit haben. © FG Trade / E+

Einsamkeit im Alter – das Wichtigste in Kürze:

Maximilian Huber fühlt sich immer mehr allein auf der Welt. Von seiner Ehefrau fühlt er sich der 79-Jährige immer öfter unverstanden. Seine Kinder, so findet er, verbringen immer weniger Zeit mit ihm. Freunde, denen er bisher seine Sorgen anvertrauen konnte, hat er fast keine mehr. Hinzukommt: Seine Knie schmerzen und er kann nicht mehr gut gehen. Die morgendlichen Spaziergänge fallen schon länger weg.  Die Folge: Der 79-Jährige zieht sich immer mehr zurück.

So wie Maximilian Huber geht es vielen: Fast jeder dritte Senior in der Schweiz fühlt sich manchmal bis häufig einsam. Zu diesem Schluss kommt das Bundesamt für Statistik in einer Erhebung. Das ist nicht nur traurig, sondern kann auch ernsthafte Folgen für die Gesundheit haben. «Vor allem eine angespannte finanzielle Situation ist mit Einsamkeit verbunden», sagt Tatjana Kistler von Pro Senectute Schweiz.

Was ist Einsamkeit im Alter?

Viele setzen Einsamkeit im Alter mit Alleinsein gleich. Aber: Zeit und Raum für sich allein zu haben, sind wichtige Voraussetzungen für ein glückliches, freies Leben. Es tut der Seele und dem Körper gut – egal, in welchem Alter. Einsamkeit hingegen fühlt sich nicht gut an: Sie ist bedrückend und nur schwer zu ertragen. Dieses Gefühl kann krank machen.

Einsamkeit im Alter erkennen: So äussert sich Einsamkeit

Ist Ihr Vater oder Ihre Mutter in letzter Zeit öfter schlecht gelaunt und ziehen sich Ihre Eltern immer mehr zurück, sollten Sie ihnen mehr Aufmerksamkeit schenken. Ihr Verhalten kann ein Hinweis darauf sein, dass Ihre Eltern vereinsamen. Achten Sie auf folgende Punkte:

  • Sie vertrauen sich anderen Menschen nicht mehr an.
  • Sie haben das Gefühl, dass sie nicht mehr Teil der Gesellschaft sind.
  • Sie empfinden Scham für ihre Situation und ziehen sich weiter zurück.
  • Sie haben Angst vor Zurückweisung.
  • Sie fühlen sich nicht mehr gebraucht und wertlos.
  • Sie weisen häufig pessimistische Denkmuster auf.
  • Sie vernachlässigen Ihre Körperpflege.

Einsamkeit äussert sich bei jeder Person anders. Im unten stehenden Kurzfilm erzählen sieben Senioren, wie sie Einsamkeit erleben und geben den Zuschauern Tipps, wie sie wieder aus dem Loch herausfanden.

Was sind die Ursachen von Einsamkeit im Alter?

Der Umzug ins Altersheim, der Tod des Lebenspartners, Krankheiten, körperliche Gebrechen, fehlende soziale Kontakte, Angehörige, die kaum mehr Zeit für einen haben: Die Gründe im Alter zu vereinsamen sind vielfältig. Eines ist klar: Mit grösseren Veränderungen umzugehen, fällt gerade älteren Personen schwer.

Hinzukommt, dass, durch die gute ärztliche Versorgung werden Senioren einerseits immer älter, gleichzeitig gibt es immer weniger Geburten und Hochzeiten. Ältere Personen sind darum häufig nicht unbedingt in die Familie eingebunden, weil ihre Familienmitglieder in anderen Städten leben oder wenig Wert auf enge Kontakte legen. Armut und Gesundheitsprobleme erschweren die Teilnahme am öffentlichen Leben zusätzlich. «Speziell, wenn eine Partnerbeziehung im Alter oder Freunde fehlen, tritt Einsamkeit häufiger auf», sagt Tatjana Kistler von Pro Senectute Schweiz.

Welche Folgen kann Einsamkeit im Alter haben?

Einsamkeit hat auf Dauer Folgen für die Gesundheit, wie verschiedene Studien zeigen. Nicht nur auf den Körper wirkt sich das negativ auf. Auch die Psyche kann darunter leiden. Einsame Menschen haben insgesamt eine geringere Lebenserwartung.

  • Mentale Folgen: Niedergeschlagenheit, Hoffnungslosigkeit, Selbstmitleid, innere Leere, Sehnsucht, Verzweiflung.
  • Körperliche Folgen: chronischer Stress, Herz-Kreislauf-Probleme, Schlafstörungen, Demenz, Depressionen, Angst- und Zwangsstörungen, Suizidgedanken.

Einsamkeit im Alter: Wann es Zeit ist, Hilfe zu holen

Gerade wenn sich aus der Einsamkeit zum Beispiel eine Depression entwickelt, müssen sich Betroffene fachliche Hilfe holen und mit ihrem Arzt sprechen. Schweizweit gibt es zudem Anlaufstellen, an die sich einsame Senioren wenden können.

Hier gibt es Hilfe bei Einsamkeit im Alter

Damit es nicht so weit kommt: Einsamkeit im Alter vorbeugen

Im Alter wächst das Risiko, unter Einsamkeit zu leiden. Das soziale Netzwerk wird kleiner, körperliche Gebrechen schränken die Mobilität ein. Einsamkeit lässt sich aber vermeiden. Betroffene sollten sich selbst regelmässig eine Freude machen und auf sich und ihre persönlichen Bedürfnisse achten. Wichtig ist zudem, jeden Tag an die frische Luft zu gehen und sich regelmässig zu bewegen.

Wer unter Einsamkeit leidet, sollte sich aktiv darum bemühen, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. Warum den netten Nachbarn also nicht einmal zu einem Kaffee einladen? «Es braucht von älteren Menschen Offenheit, Neugierde und auch etwas Mut, andere Menschen kennenlernen zu wollen», sagt Tatjana Kistler von Pro Senectute Schweiz.

Wichtig ist: Die Qualität der Beziehungen muss stimmen. Die Quantität von Beziehungen ist nicht entscheidend: Senioren können sich auch in Gesellschaft einsam fühlen.

10 Tipps gegen Einsamkeit im Alter: Das können Sie für Ihre Eltern tun

Erwachsene Kinder können auch einiges unternehmen, um das Leben ihrer Eltern zu erleichtern. «Grundsätzlich kann bereits ein Telefonat schon grosse Wirkung zeigen», sagt Tatjana Kistler von Pro Senectute Schweiz. Nachzufragen, wie es den Eltern gehe oder ob man ihren Einkauf oder den Gang zur Post für sie erledigen darf, könne viel bewirken.

Das Verhalten verändert sich

Beobachten Sie Ihre Eltern, ob sie sich immer mehr zurückziehen. Einsame Menschen schämen sich häufig für ihre Situation. Sprechen Sie Ihre Eltern darauf an.

Reden – Balsam für die Seele

Ermutigen Sie Ihre Eltern, über ihre Sorgen und Ängste zu sprechen. Reden kann helfen, die Einsamkeit zu überwinden.

Sich näher kommen

Bringen Sie interessante Gespräche mit Ihren Eltern in Gang. Ältere Menschen haben viel Lebenserfahrung und Wissen.

Hobbys aufleben lassen

Erkundigen Sie sich, welche Themen und Tätigkeiten sie einmal interessiert haben. Schlagen Sie vor, dass sie diesen Interessen wieder nachzugehen.

Bewegung hilft

Gehen Sie gemeinsam spazieren. Bewegung ist gesund – nicht nur für den Körper, sondern auch für den Geist.

Babysitten belebt

Sofern sich ihre Eltern dazu imstande fühlen: Lassen Sie sie öfter Ihre Kleinen hüten. Zeit mit den Enkeln zu verbringen, hält jung.

Gesellschaft geniessen

Nehmen Sie Ihren Eltern zu geselligen Anlässen mit. Sich unter Leute zu mischen, kann helfen,  die Einsamkeit zu durchbrechen.

Erinnerungen schaffen

Verbringen Sie mehr Zeit mit ihnen und machen Sie zusammen Ausflüge. Gemeinsame Erlebnisse verbinden.

Keine Angst vor Technik

Bringen Sie ihnen den Umgang mit Smartphones und Computern bei. Viele Senioren haben Angst vor der Technik – dabei bietet sie zahlreiche Vorteile.

Gemeinsam lesen

Lesen Sie gemeinsam Bücher und tauschen Sie sich über den Inhalt aus. Der Austausch verbindet und beflügelt.

Weitere Tipps gegen Einsamkeit

Viel Bewegung und soziale Kontakte beugen Einsamkeit im Alter vor: Auf unserer Webseite stellen wir Möglichkeiten vor, wie Senioren körperlich und mental fit bleiben. Vorschläge für leichte Wanderungen finden Sie im Artikel 7 leichte Wanderungen. Auf  Generationenspielplätze können sich Grosseltern und Enkel gemeinsam fit halten.

Sport stärkt Psyche und Körper: Fitness-Tipps für Senioren finden Sie im Artikel Seniorengymnastik. Mit Yoga zum Beispiel schaffen Senioren innere und äussere Balance.

Der Austausch mit Familie, Freunden oder Nachbarn ist wichtig: Wie das Miteinander gelingt, erklären wir in der Rubrik Zusammenleben.

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